Die U2-Untersuchung findet in der Zeit zwischen dem 3. bis 10. Tag nach der Geburt statt. Sollten Mutter und Baby zu der Zeit noch im Krankenhaus sein, wird diese Untersuchung direkt in der Geburtsklinik vorgenommen (ansonsten bitte schnell einen Termin beim gewünschten Kinderarzt vereinbaren!).
Darum findet die U2 Untersuchung so früh nach der U1 statt
Vielleicht fragt Ihr Euch, warum Euer Neugeborenes schon wieder ein Date mit dem Kinderarzt hat? Die kurzen Zeitabstände zwischen den ersten Untersuchungen haben durchaus einen Grund: Medizinisch gesehen sind die ersten Tage nach der Entbindung die kritischsten. Je eher die Kinderärztin oder der Kinderarzt Probleme oder Auffälligkeiten beim Baby erkennt, desto größer ist die Chance, diese frühestmöglich medizinisch behandeln zu können.
Es gibt Erkrankungen, bei denen ein sofortiges Einleiten medizinischer Maßnahmen Schlimmeres verhindern oder sogar das Leben Eures Neugeborenen retten kann. Sollte es Probleme geben, ist es von Vorteil, wenn Ihr in einer Klinik mit angeschlossener Kinderklinik entbunden habt!
Zwar sind die Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U9 lediglich in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen verpflichtend – da die Krankenkassen die Kosten für die Untersuchungen übernehmen, empfehle ich Dir jedoch, diese Termine mit Deinem Kind auch wirklich wahrzunehmen.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es eine echte Beruhigung ist, wenn Du weißt, dass Du alles getan hast, um Deinem Kind den Start ins Leben so reibungslos wie möglich zu gestalten.
Und noch etwas: Insbesondere, wenn es Dein erstes Kind ist, ist in der Zeit alles sehr neu und aufregend, und als Mutter bist Du – je nach Geburtsverlauf, Still- und Schlaf-Situation – eventuell auch noch mit der Regeneration (oder einem Baby Blues) beschäftigt.
Es ist ein gutes Gefühl, wenn ein Mediziner in den ersten Lebenstagen des Babys schaut, ob alles in Ordnung ist und attestiert, dass der kleine Mensch altersgemäß entwickelt und rundum gesund ist. „Gut zu wissen“ ist hier das Motto (und das gilt für alle U-Untersuchungen)!
Wie ist das mit der U2 nach einer Hausgeburt?
Wenn Euer Baby zu Hause zur Welt gekommen ist, wird der von Euch gewählte Kinderarzt die U2-Untersuchung vornehmen. Je nachdem, ob der Kinderarzt Hausbesuche macht, kann er diesen Check auch bei Euch in Euren vier Wänden vornehmen. So ist Dein Neugeborenes in den ersten Tagen seines Lebens noch keinem äußeren Stress ausgesetzt und trifft nur auf seine Eltern und Geschwister, die Hebamme und den Kinderarzt.
Themen des Beitrags
Ablauf
Körperliche Untersuchungen
Das Messen und Wiegen Deines Babys ist ab jetzt ein fester Bestandteil dieser und der noch folgenden U-Untersuchungen. Des weiteren wird das Neugeborene eingehend körperlich untersucht. Es geht darum, angeborene Erkrankungen oder Fehlbildungen zu erkennen, um lebensbedrohliche Komplikationen zu vermeiden. Dazu zählen ernsthafte Krankheiten wie zum Beispiel eine Fehlbildung des Herzens, aber auch eine vorhandene Gelbsucht, die (je nach Höhe des Bilirubin-Wertes) behandelt werden muss.
Genau angeschaut werden auch die Haut Deines Babys (bezüglich Gelbsucht oder vorliegender Allergien) und seine Organe: die Sinnesorgane, seine Brust- und Bauchorgane sowie die Geschlechtsorgane.
Ein weiterer Baustein der U2 ist die gründliche Untersuchung des Kopfes inkl. Mund, Nase, Augen und Ohren.
- Liegen Fehlbildungen vor wie beispielsweise eine Gaumenspalte oder eine Linsentrübung in den Augen?
- Kann Dein Baby frei durch die Nase atmen?
- Gibt es Anzeichen von Verletzungen, die bei der U1 noch nicht festgestellt wurden?
Diese und viele weitere Fragen rund um den Kopf werden zu diesem Zeitpunkt geklärt und gegebenenfalls medizinisch notwendige Maßnahmen eingeleitet.
Auch wird im Rahmen der U2 der Bewegungsapparat gründlich untersucht.
- Ist Dein Baby aktiv?
- Zeigt es Reflexe?
- Bewegt es beide Körperhälften – oder ist eine Seite/ein Arm/ein Bein nicht in Aktion?
Der gesamte Körper wird – in Rücken- und Bauchlage sowie aufrecht gehalten – genau inspiziert.
Wurde noch kein Hör-Screening durchgeführt oder ist der erste Hörtest negativ ausgefallen ist, so wird diese Untersuchung spätestens im Rahmen der U2 durchgeführt bzw. wiederholt. Wenn der Kinderarzt kein entsprechendes Gerät besitzt, wird er euch zum HNO überweisen.
Das gilt auch für die Tests auf angeborene Stoffwechselkrankheiten und Mukoviszidose, auch als Fersenblut bezeichnet. Da bei diesen Erkrankungen Eile bezüglich einer notwendigen Behandlung geboten ist, ist die U2 noch ein sehr guter Termin, um frühzeitig einzugreifen zu können und keine wertvolle Zeit zu verlieren. Die Entscheidung liegt letztlich bei Dir. Du musst Dein schriftliches Einverständnis geben, dass Deinem Kind ein paar Tropfen Blut aus der Ferse entnommen (sog. Fersenblut-Untersuchung) und genetisch untersucht werden dürfen.
Optionale Untersuchungen & Behandlungen
Wenn Du bei der U1 zugestimmt hast, dass Dein Kind Vitamin K erhalten soll, so erhält es im Rahmen der U2 eine weitere Vitamin K-Gabe.
Vitamin K für Neugeborene
Noch einmal kurz zur Erläuterung: Vitamin K hilft, inneren Blutungen vorzubeugen, da es die Blutgerinnung unterstützt. Ein Mangel an Vitamin K kann zu Haut-, Hirn- oder auch Darmblutungen führen. Vitamin K wird zugeführt, weil Säuglinge noch nicht über einen ausreichenden Speicher für dieses Vitamin besitzen.
U2 nicht bestanden: Was nun?
Mein erster Rat: Ruhig bleiben, denn das kommt häufiger vor, als Ihr vielleicht spontan vermutet. “Nicht bestanden” heißt in diesem Fall, dass in einem Bereich festgestellt wurde, dass Dein Baby nicht altersgerecht entwickelt ist.
Der zweite Rat: Nicht im Internet nachlesen, denn das kann dazu führen, dass Du – hoffentlich unnötig – panisch wirst!
Ja, das ist alles leichter gesagt als getan, aber: Die U-Untersuchungen für unsere Kinder gehören zu einem engmaschigen Netz medizinischer Checks. Ein Netz heißt, dass hierzulande sofort alle notwendigen medizinischen Maßnahmen ergriffen werden. Du wirst ausführlich beraten und über die weiteren obligatorischen und sinnvollen Schritte aufgeklärt.
Auch erhältst Du zeitnah Überweisungen zu Fachärzten. Wichtig ist: Wenn Du Fragen hast, frag nach – auch wenn Du medizinische Fachbegriffe nicht verstehst.
Natürlich ist die Zeit in den Kliniken und den Kinderarzt-Praxen knapp, aber: Lass nicht locker, bis Du wisst, wo genau das Problem ist und wie es weitergeht.
Du wunderst Dich vielleicht, warum ich das so betone?! Ein Grund, dass ein Baby die U2 nicht “besteht” liegt oftmals daran, dass das Hör-Screening nicht eindeutig war. Ein Beispiel: Das Neugeborene hat – laut Gerät – keinen entsprechend ausgebildeten Gehörapparat, reagiert (erschrickt) aber bei unbekannten Geräuschen wie schnipsen oder klatschen.
Vielleicht funktioniert das Gerät nicht zuverlässig?Es kann aber auch ein noch mit Käseschmiere oder Fruchtwasser verstopfter Gehörgang die Ursache sein. Nicht schön, aber es ist letztlich keine Taubheit, ausgelöst durch eine Störung der Gehirnströme. Es gibt vielfältige Untersuchungen, die an dieser Stelle Klarheit schaffen und die nächsten Schritte einläuten. Und wenn Du zum behandelnden Arzt kein Vertrauen hast, steht es Dir frei, Dir von einem anderen Fach-Mediziner eine zweite Meinung einzuholen.
Beratung & Aufklärung
Zur U2 gehört auch eine ausführliche Beratung und das Klären von Fragen. Hier hast Du Gelegenheit, eventuell bestehende Unsicherheiten auszuräumen.
Es ist nicht schlecht, wenn Dein Partner bei der U2 anwesend ist. So bekommt er alle Empfehlungen des Kinderarztes mit. So ersparst Du Dir Rückfragen oder auch Tipps, die er/sie salopp an Dich weitergibt, obwohl sie möglicherweise schon längst überholt sind oder der “Schwarzen Pädagogik” (1) entspringen.
Bei dieser Untersuchung wird alles besprochen: weitere Maßnahmen, wie Du mit dem Baby zurechtkommst, und auch wie es mit dem Stillen klappt. Bei einer Freundin von mir hat das Baby nicht von der Brust getrunken, und Du glaubst nicht, wie viele Still-Experten es auf einmal in ihrem privaten Umfeld gibt. Stillen wurde zum „Reizthema“, insbesondere als ihr Mann die Still-Tipps seiner Mutter ungefiltert an sie weitergab.
Wie Du siehst, ergeben sich allein zum Stillen einige Fragen:
- Klappt es mit dem Stillen?
- Trinkt das Baby ausreichend – und in welchen Abständen?
- Wie oft soll ich eigentlich stillen?
- Braucht die Mutter Unterstützung/Beratung von einer Hebamme?
- Reicht die Muttermilch?
- Verträgt das Baby die Muttermilch?
- Hat es Bauchweh/Blähungen und schreit viel nach den Mahlzeiten? Wenn ja, was könnt Ihr tun?
Wenn Dein Säugling gut trinkt und stets zufrieden ist, ist dieser Punkt schnell abgehakt. Ansonsten bekommst Du vor Ort Unterstützung und für die Zeit nach der Entlassung Adressen, wo Du Dich hinwenden kannst, um Hilfe zu erhalten. Das können Stillgruppen in der Nähe Deines Wohnortes sein oder Institutionen wie „Wellcome“, wo Familien Hilfe bekommen (auch wenn ihnen „alles zu viel wird“) oder Schrei-Ambulanzen.
Im Rahmen der U2 erhältst Du zudem erste Informationen zu den möglichen Impfungen und der empfohlenen Zeiträume. Zumeist bekommst Du dazu schriftliches Material an die Hand, um Dich in die Thematik einlesen und eine Meinung bilden zu können. Außerdem wird Dir die Kinderärztin oder Kinderarzt zu einer Rachitis-Prophylaxe mittels Vitamin D raten. Warum? Bei einer Rachitis ist der Knochenstoffwechsel in Folge eines Vitamin D-Mangels gestört und es kommt zu weichen Knochen und Fehlstellungen.
Auch die Gabe von Flourid wird Dir wahrscheinlich empfohlen. Aber wofür? Flourid ist standardmäßig in Zahnpasta enthalten und schützt die Zähne vor Karies. Da ein Säugling noch keine Zähne hat (Ausnahmen bestätigen die Regel), gehört die Mundhygiene nicht zu den Alltags-Ritualen. Somit kommt Euer Baby auch noch nicht mit Zahnpasta in Berührung. Als Prophylaxe gegen späteres Karies für die bereits im Kiefer angelegten Zähne raten Kinderärzte zur Verabreichung von Flourid.
Nicht wundern: Es kann sein, dass Eure Hebamme Euch von der Gabe von Flourid abrät. Was in diesem Fall richtig ist, müssen Dein Partner und Du entscheiden. Ich persönlich habe meinen Kindern weder Flourid noch regelmäßig Vitamin D gegeben.
Leider muss auch der „Plötzliche Kindstod“ erläutert werden. Dieser tritt vornehmlich innerhalb des ersten Lebensjahres auf. Es hat sich gezeigt, dass die aktuellen Schlafempfehlungen für diesen Lebenszeitraum das Risiko eines Plötzlichen Kindstods mindern. Du wirst darüber aufgeklärt, mit welchen konkreten Vorbeuge-Maßnahmen Du im Sinne Deines Babys für eine sichere Schlaf-Umgebung sorgen kannst. Auch, wenn es Dir vielleicht schwerfällt, Dich an diese Liste von Regeln zu halten – hier geht es im wahrsten Sinne um Leben und Tod.
Wann ist die nächste U-Untersuchung?
Die nächste Vorsorgeuntersuchung (U-3) findet innerhalb der vierten bis fünften Lebenswoche Deines Kindes bei Deiner Kinderärztin oder Deinem Kinderarzt statt.
To-Do-Checkliste für Dich
Nach der U2
- Kontakt mit Deiner Hebamme aufnehmen und einen Hausbesuch vereinbaren (wenn Du eine andere Hebamme hast als die, die Dich in der Klinik begleitet hat).
- Termin für die U3 beim gewünschten Kinderarzt in Deiner Nähe fixieren – unmittelbar nach der Entlassung aus dem Krankenhaus bzw. bei der U2, wenn diese schon der in der Arztpraxis stattgefunden hat.
- Bitte beim behandelnden Kinderarzt nachfragen, ob er eine Hüft-Sonographie in der Praxis durchführen kann.
Mehr Infos zu den U-Untersuchungen
- Alle Früherkennungsuntersuchungen im Überblick
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